Ob der Zahnarzt Handschuhe und Mundschutz trägt, ob er sich die Hände desinfiziert, bevor und nachdem er Sie behandelt hat – das können Sie vom Behandlungsstuhl aus ohne weiteres sehen. Die Reinigung und Desinfektion der zahnärztlichen Instrumente dagegen spielt sich jenseits des Behandlungszimmers ab. Wie genau Zahnarztpraxen dafür sorgen, dass Handspiegel, Sonden, Küretten, Bohraufsätze etcetera keimfrei sind, bevor sie in Ihren Mund gelangen, entzieht sich (leider) normalerweise der Kenntnis von Patienten.

Die modernen Standards für die hygienische Aufbereitung medizinischer Instrumente haben sich in den letzten Jahren noch einmal erhöht. In Deutschland sind die diesbezüglichen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für Krankheitsüberwachung und -prävention (RKI) auch für Zahnarztpraxen verbindlich. In Österreich ist das (noch) nicht so – aber bei MeinZahn halten wir uns trotzdem daran. In unserer Hygiene-Serie erfahren Sie, wie wir für saubere Verhältnisse sorgen.

Jetzt wirds kritisch – oder semikritisch

Laut RKI-Empfehlungen müssen zahnärztliche Instrumente hinsichtlich ihrer Verwendung in drei Kategorien eingeteilt werden. Da wären die unkritischen Instrumente, die nur Kontakt mit intakter Haut haben. Die semikritischen Instrumente, die intakte Schleimhaut oder krankhaft veränderte Haut berühren. Und die kritischen Instrumente, die Schleimhaut oder Haut auch durchdringen können. Semikritische Instrumente müssen mindestens gereinigt und desinfiziert, kritische Instrumente gereinigt, desinfiziert und in einem zusätzlichen Schritt sterilisiert werden.

Jedes Instrument, das der Zahnarzt in Ihren Mund bringt, ist per definitionem schon mindestens semikritisch – also etwa der kleine runde Mundspiegel, die Kofferdamklammer oder der Abformlöffel. Ebenso die geraden und gewinkelten Aufsätze für die Behandlungseinheit (die sogenannten Hand- und Winkelstücke), in denen die kleinen Bohrer, Fräsen, Polierkelche oder -bürsten stecken, die zur Präparation von Kavitäten oder zur Politur der Zahnoberflächen benutzt werden. Die meisten anderen der typischen Zahnarztinstrumente (Sonden, Scaler, Küretten, Hebel, Extraktionszangen etc.) werden als kritisch eingestuft, denn sie können im Verlauf der Behandlung versehentlich oder unvermeidlich die Schleimhautbarriere durchdringen. Gleiches gilt für Hand- und Winkelstücke und die dazugehörigen rotierende Instrumente, die in chirurgischen Eingriffen, bei Wurzelkanalbehandlungen oder in der Parodontitis-Therapie benutzt wurden.

Reinigung und Desinfektion: Blitzsauber, aber nicht notwendig vollkommen keimfrei

Der moderne Goldstandard für die Reinigung und Desinfektion zahnärztlicher Instrumente ist die Nutzung eines Reinigungs- und Desinfektionsgeräts. In dieser spezialisierten Spülmaschine werden die Instrumente automatisch mit kaltem Wasser vorgereinigt, mit heißem Wasser und Reinigungsmittel gereinigt, zwischengespült und durch abschließendes mehrminütiges Spülen mit über 90 Grad heißem Wasser desinfiziert. Der standardisierte maschinelle Ablauf mit automatischer Temperatur- und Zeitmessung gibt ein größeres Maß an Sicherheit als beim Handspülen zu garantieren ist und macht dem größten Teil der Bakterien den Garaus.

Die so gereinigten Handwerkzeuge und Geräteteile genügen den Hygieneanforderungen an als semikritisch eingestufte Instrumente. Damit das bis zum erneuten Einsatz auch so bleibt, dürfen sie nur mit ebenfalls desinfizierten Instrumentenzangen angefasst werden, müssen staub- und kontaminationsfrei zurück ins Behandlungszimmer transportiert und dort ebenso gelagert werden.

Sterilisation: Ein „Dampfklavier“ sorgt für Keimfreiheit

Durch Desinfektion ist keine Keimfreiheit zu erreichen, sondern lediglich eine deutliche Keimreduzierung. Instrumente, die keimfrei sein sollen, müssen zusätzlich sterilisiert werden.

Keimfreiheit wird am sichersten in einem Hochdruck-Dampfsterilisator, dem sogenannten Autoklav, erreicht. Beim Autoklavieren (das hat nichts mit einem automatischen Klavier zu tun ;) ) wird das Sterilisiergut in einem luftdicht abgeschlossenen, druckbeständigen Behälter für eine bestimmte Zeit (meist 20 Minuten) unter erhöhtem Druck 121º C heißem, gesättigtem Wasserdampf ausgesetzt und anschließend vakuumgetrocknet. Anders als bei trockener Luft der gleichen Temperatur überstehen weder Bakterien noch Viren und Bakteriensporen diesen feuchten „Saunagang“.

Natürlich endet die Keimfreiheit in dem Moment, wo die Tür des Autoklaven wieder geöffnet wird. Damit die autoklavierten Instrumente trotzdem längere Zeit wirklich steril bleiben, werden sie bereits in geeigneten Umverpackungen in den Autoklav gelegt. Das können Einwegverpackungen aus Kunststoff oder Papier sein, die sich selbst versiegeln, während das Sterilgut im Autoklaven abkühlt. In vieler Hinsicht praktisch sind wiederverwendbare Sterilisierbehälter. Diese Kunststoff-Kassetten haben Perforationen im Boden und Deckel, durch die der Wasserdampf zirkulieren kann, wobei ein geeigneter Filter verhindert, dass die in der Kassette aufbewahrten sterilisierten Instrumente erneut kontaminiert werden. Sinnvollerweise werden die Kassetten zum Beispiel je mit einem Standard-Instrumentensatz bestückt. So können wir für jeden Patienten unmittelbar vor Beginn der Behandlung eine neue Kassette mit sterilem Instrumentarium öffnen.

Dokumentation erhöht die Sicherheit

Bei unseren deutschen Nachbarn empfiehlt das RKI seit Neuerem unter anderem auch die vollständige Dokumentation des Sterilisationsprozesses für jedes Instrument. Mit anderen Worten: Jede Autoklavierrunde bekommt eine Chargennummer, für die Datum, Sterilisationsdauer, -temperatur und andere Parameter dokumentiert werden. Sterilgut wird mit einem Aufkleber versehen, dem diese Nummer und das Verfallsdatum zu entnehmen sind (unangebrochene Sterilgut-Verpackungen können in der Regel ein halbes Jahr lang aufbewahrt werden). So kann später zum Beispiel sofort aussortiert werden, was zu lange im Schrank lag. Die Chargennummern der beim Behandlungstermin für Sie verwendeten Instrumente tragen wir in Ihre Patientenkartei ein.

Mit diesen anspruchsvollen Hygienestandards sind Sie bei MeinZahn sicher gegen die Übertragung von bakteriellen und viralen Krankheitserregern über zahnärztliche Instrumente geschützt. Sie interessieren sich für weitere Details? Fragen Sie uns gern beim nächsten Termin danach!


(Foto: © ,shutterstock.com)

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