Eine orale Sedierung ist die mildeste Variante, Angst oder gesteigerter Nervosität vor/bei einem Termin beim Zahnarzt medikamentös zu begegnen. Das Komplikationsrisiko ist äußerst gering, daher kann diese Form der Anästhesie auch bei Kleinkindern, Senioren und Patienten mit angegriffener Gesundheit normalerweise problemlos eingesetzt werden.
So funktioniert die orale Sedierung
Sie erhalten ein Medikament zur oralen Einnahme, dessen Wirkstoff beruhigend, angstlösend und entspannend wirkt. Dabei werden häufig Arzneimittel eingesetzt, die den zur Gruppe der Benzodiazepine gehörenden Wirkstoff Midazolam enthalten (Dormicum oder ein entsprechendes Generikum). Andere Benzodiazepine (z.B. Valium), Barbiturate oder Antihistaminika sind ebenfalls verfügbar, etwa bei bekannten Wirkstoffunverträglichkeiten. Dormicum wird in Form von Tabletten, für Kinder auch als mit Geschmacksstoffen versetzte Flüssigkeit verabreicht.
Das Präparat nehmen Sie etwa 30 Minuten vor Behandlungsbeginn (je nachdem, wie es passt, möglicherweise sogar noch bevor Sie sich auf den Weg in die Ordination machen) zusammen mit etwas Wasser auf nüchternen Magen ein. Während der Sedierung bleiben Sie ansprechbar und bei vollem Bewusstsein – es ist nur eben alles ein bisschen “weiter weg”. Sedativa schalten das Schmerzempfinden nicht aus. Sofern eine schmerzhafte Behandlung zu erwarten ist, werden sie daher durch ein Lokalanästhetikum ergänzt.
Im allgemeinen können Sie erwarten, dass die Wirkung des Sedativums nach etwa zwei Stunden deutlich nachlässt. Während dieser Zeit sollten Sie unter Beobachtung stehen. Ob Sie noch in der Praxis bleiben oder sich von einem Familienmitglied oder Freund nach Hause bringen und dort Gesellschaft leisten lassen, wird Ihnen der Zahnarzt meist selbst überlassen. Auf keinen Fall dürfen Sie die Ordination allein verlassen, und Autofahren steht natürlich auch nicht zur Debatte.
Für wen kommt die Sedierung in Frage?
Aufgrund ihres guten Sicherheitsprofils kommt Sedierung auch für Kinder, Senioren oder geschwächte Patienten mit Angstsymptomatik in Frage. Für alle, die versuchen wollen, ihrer Zahnarztangst aktiv zu begegnen – etwa mit einer Verhaltenstherapie – kann eine leichte Sedierung ein wirksames Hilfsmittel auf diesem Weg sein. Bei ausgeprägter Zahnarztphobie ist die orale Sedierung eventuell nicht ausreichend.
Kontraindikationen sind Allergien gegen den Wirkstoff, bestehende oder überwundene Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenabhängigheit sowie schwere Störungen von Atmung oder Leberfunktion.
Risiken und mögliche Nebenwirkungen der Sedierung
Grundsätzlich ist die Sedierung keine mit signifikantem Risiko verbundene medikamentöse Behandlung. Über die möglichen Nebenwirkungen wird Sie Ihr Zahnarzt unter Berücksichtigung Ihres individuellen Risikoprofils aufklären. Gewöhnlich ist aber höchstens eine gewisse etwas länger andauernde Benommenheit und/oder Müdigkeit zu erwarten.
Selten zeigen zur Sedierung eingesetzte Medikamente eine sogenannte paradoxe Wirkung: Statt sich zu beruhigen, werden Patienten nervös, hyperaktiv und/oder gereizt. In diesen Fällen muss die Behandlung gewöhnlich abgebrochen werden.
Ein kleines, aber unbedingt zu berücksichtigendes Risiko bei einer Sedierung ist das einer Atemdepression. Dabei handelt es sich um eine Abflachung der Atmung, die dadurch zustandekommt, dass sich Ihre Muskulatur einfach in bisschen zu sehr entspannt. Daher müssen Sie während der Wirkdauer der Sedierung unter Beobachtung bleiben. Für den Fall der Fälle steht mit Flumazenil ein Gegenmittel bereit, das die Wirkung von Dormicum praktisch sofort aufhebt.
Kein Risiko, aber ein potentielles Problem bei der oralen Sedierung ist die Unmöglichkeit einer Nachdosierung. Sedativa wirken individuell recht unterschiedlich: Wie schnell der beruhigende Effekt einsetzt, wie stark er ist und wie lange er anhält, kann von Patient zu Patient variieren. Erweist sich die Wirkung der gegebenen Dosis als unzureichend, muss die Behandlung gegebenenfalls verschoben werden. Daher wird der Zahnarzt die Sedierung eventuell zunächst während eines “Testtermins” in einer konservativen Dosierung erproben und gegebenenfalls für den nächsten Termin die Dosis anpassen, um eine optimale Wirkung zu erreichen.
Alternativen zur oralen Sedierung
Eine Alternative zur oralen Sedierung ist die inhalative Sedierung mit Lachgas.
Für längere Behandlungen ist die Dämmerschlaf-Sedierung zu erwägen. Bei intravenöser Gabe der Sedativa lässt sich hier der gewünschte Sedierungsgrad durch Nachdosieren (Titration) präzise und über längere Zeit aufrechterhalten. Mehr zur Dämmerschlaf-Sedierung erfahren Sie im nächsten Beitrag.
(Foto: © Tatyana Vyc, shutterstock.com)
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